Vom Konzept zur Anpassung: Inselspringer-Banditen-Set

In der zweiten Ausgabe unserer Reihe „Hinter den Kulissen“ lassen wir unseren inneren Grobian raushängen.

Der Perlenvorhang öffnet sich und wir betreten erneut den Lagerraum des Piratenbasars. Hier begleiten wir einen weiteren kosmetischen Spielgegenstand auf seiner Reise von der Idee zum fertigen Produkt. Nachdem wir uns vom hypnotischen Glanz der Kugel losreißen konnten, sehen wir uns dieses Mal das gesamte Inselspringer-Banditen-Set an, das mit dem Beginn von Saison Sechs auf dem Piratenbasar gelandet ist.

Das Inselspringer-Banditen-Set ist die erste Reihe kosmetischer Gegenstände, die die Farbe verändern und sogar im Dunkeln leuchten können. Für unsere zahlreichen Grafikteams war das durchaus eine Herausforderung. Beim Design, das ganz klar durch die Darstellungen postapokalyptischer Welten in allerlei Medienformaten inspiriert wurde, mussten unsere Grafiker einen Weg finden, die Ästhetik einer Anarcho-Biker-Gang in die Welt von Sea of Thieves zu übertragen.

Setzt euch eure stachelbewehrten Helme und eure lilafarbene Bikerbrillen auf und lasst die Motoren heulen, liebe Leute, denn jetzt wird’s ernst!


KONZEPT

Das Konzept des Inselspringer-Banditen-Sets bringt man nicht unbedingt mit dem goldenen Zeitalter der Piraterie in Verbindung. Man könnte zwar damit argumentieren, dass die Piraten die Biker-Gangs der sieben Weltmeere waren, aber sie haben beim Plündern anderer Schiffe sicher keine Irokesenschnitte und fluoreszierende Brillen getragen.

In Sea of Thieves gibt es zwar genug anachronistische Gegenstands-Sets – Horror, Weltraum und die Antike dienten uns bereits als Inspirationsquelle für unsere kosmetischen Gegenstände –, aber die Inselspringer-Banditen-Gegenstände sind noch etwas kurioser als sonst. Aber wie Louise Roberts vom Rare-Produktionsteam bereits erklärt hat, war das Verhalten der Spieler maßgeblich für die Entscheidung für diesen postapokalyptischen Stil verantwortlich:

„Gemeinsam mit dem Datenanalyseteam schaue ich mir an, was in der Vergangenheit gut ankam. Dann versuchen wir, herauszufinden, was alle diese Sets gemeinsam haben oder was unserer Meinung nach zum Erfolg bei unterschiedlichen Spielertypen geführt hat. ‚Sieht cool aus‘ ist die Antwort, die wir am häufigsten von Spielern zu hören bekommen, aber die hilft uns leider nicht wirklich weiter, wenn wir auch beim nächsten Mal wieder einen Erfolg feiern wollen.

Viele Spieler mögen Motive, die sich um etwas Gefährliches oder Bedrohliches drehen, weshalb ich versuche, das für das Grafikteam kurz zusammenzufassen, damit sie dies als Einstiegspunkt für etwas Neues verwenden können. Bei diesem Set sind wir eben bei ‚Biker‘ gelandet, weil wir dieses Rebellenhafte, dieses Expressionistische haben wollten, aber eben auf Sea of Thieves abgestimmt.“

Ein rebellisches Set, inspiriert von Biker-Banden – wie kann man das als Grafiker für ein Piratenspiel designen, ohne dass es komplett fehl am Platz wirkt? Laut Principal Concept Artist Victoria Hall waren dafür jede Menge Experimente notwendig. Die Grafiker mussten den Bezug zu anderen Medien herstellen, dabei aber auch das typische Feeling von Sea of Thieves wahren:

„Das war ein ganz schöner Balanceakt. Wenn wir zu viele Stacheln und Punk-Elemente verwendeten, wirkte es eher wie etwas direkt aus Mad Max. Wir mussten unser Design also mehrmals überarbeiten, bis wir etwas mit Piraten-Feeling hatten, was gleichzeitig aber auch einzigartig für unser Spiel war.

Um das Set in Sea of Thieves zu erden, setzten wir bereits vorhandene Elemente aus dieser Welt ein. Zum Beispiel die Nägel an den Knöcheln oder die Fischgräten, aus denen ein provisorischer Irokesenhut hergestellt wurde. Essenzielle Piratenmotive, wie eine Schärpe um die Hüfte, brachten das Design ebenfalls näher an Sea of Thieves heran.“

Senior Concept Artist Esther Smisdom – die bei einem internen Design-Jam das Biker-Thema vorschlug – hat uns gezeigt, wie wir die stacheligen Meeresbewohner von Sea of Thieves für unsere Zwecke nutzen können, damit die Idee auch zur Piratenwelt passt:

„Damit das Kostüm nicht zu modern werden würde, haben wir nach bereits vorhandenen Elementen in der Welt von Sea of Thieves gesucht, die mit dieser Idee Hand in Hand gehen könnten. Der Kugelfisch, der von Natur aus schon Stacheln hat, war für uns der ideale Kandidat zum Einstieg und wir haben schnell gemerkt, dass wir mit dem Inselspringer unseren ganz eigenen Kugelfisch hatten. Einen besseren Namen für ein Set mit Biker-Motiv hätte es gar nicht geben können!

Ab diesem Zeitpunkt war der Inselspringer-Fisch offiziell das Maskottchen für dieses Set. Wir haben seine Flossen und Stacheln im Logo verwendet, er hat den Irokesenschnitt aus Fischgräten inspiriert und bei der Farbe haben wir uns auf Lila geeinigt, um das Leuchten des Inselspringers zu imitieren.

Bei den Waffen wollten wir mit dem Leuchteffekt etwas besonders Witziges anstellen. Wenn man genau hinschaut, verwandeln sich die Waffen nachts durch die Farbe in Fischmonster.“

Bei diesen Themen-Sets müssen wir uns immer die Frage stellen, was wir als Erstes designen wollen. Das Schiff? Die Waffen? Das Kostüm? Victoria erinnert sich daran, dass das einprägsame Outfit in diesem Fall den Stein für alle weiteren Designs ins Rollen gebracht hat:

„Bei diesem Set hat das Kostüm den Ton für den Rest angegeben. Das ist nicht immer der Fall, wie bei den funkelnden Leitstern-Designs. Damals hat der Begleiter den Rest des Sets inspiriert.“

Das Konzept stand fest und die Uniform für unsere bunt zusammengewürfelte Chaos-Biker-Piratenbesatzung war fertig. Der Punk-Look hat definitiv die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, aber etwas fehlte noch, damit es so richtig ins Auge stach. Das war der Zeitpunkt, an dem laut Louise die Idee mit dem Leuchten in der Dunkelheit geäußert wurde:

„Das Grafikerteam hat unseren Umriss recht punklastig interpretiert, weshalb die Leuchtfarbe gut dazu passte – als Graffiti oder weitere Anpassungsmöglichkeit, um den rebellischen Charakter eines Piraten zum Ausdruck zu bringen. Das Set kommt meiner Meinung nach tagsüber relativ pragmatisch und draufgängerisch rüber, aber nachts, wenn es leuchtet, strahlt es mehr Bedrohung und Angriffslust aus.“

ENTSTEHUNG

Nachdem wir uns für das Design entschieden hatten, war es an der Zeit, unsere säbelrasselnden Freibeuter zum Leuchten zu bringen. Principal Level Artist Hannah Smith und Principal Environment Artist Andy Betts haben sich um die Gestaltung der meisten der 3D-Modelle für das Set gekümmert. Um nur einige Teile des Sets nachts zum Leuchten zu bringen und tagsüber wieder in den Normalzustand zu versetzen, mussten sie etwas herumprobieren. Andy hat die technische Erklärung für uns parat:

„Bei der 3D-Modellierung sind wir bei den Inselspringer-Banditen-Gegenständen eigentlich ähnlich wie bei den meisten anderen Sets vorgegangen – vor allem aber natürlich wie bei den anderen leuchtenden Sets –, aber bei diesem Set mussten wir unsere Materialien abändern, damit wir den Leuchteffekt während des Tages wieder deaktivieren konnten.

Als wir mit dem Set fertig waren und es noch mal geprüft hatten, ist uns aufgefallen, dass zu viele Teile der Gegenstände leuchteten. Das war anstrengend fürs Auge und nachts konnte man sie auch nicht gut identifizieren. Gerade beim Spill und den vielen Kanonen auf dem Schiffsdeck wurde das klar, wenn man sie aus der Ferne betrachtete. Im Zuge unseres internen Arbeitsprozesses am Ende der Gegenstandgestaltung mussten wir also etwas nachbessern, um die Leuchtintensität an einigen Stellen zu verringern und alles visuell ansprechender und leicht identifizierbar zu gestalten.“

Nachdem die Modelle fertiggestellt waren, lag es nun an Technical Art Intern Emmett Green, den Leuchteffekt aufzupolieren. Die Galionsfigur des Inselspringer-Banditen-Schiffssets war dabei laut Emmett eine extragroße Herausforderung. Sie sollte bei Einbruch der Nacht plötzlich in Flammen aufgehen, welche bei Sonnenaufgang langsam verschwinden sollten. Dafür musste er bei den digitalen Lichtschaltern tief in die Trickkiste greifen:

„Die Leucht-Shader waren der einfache Teil – wir hatten bereits Systeme, mit denen wir die Helligkeit je nach Tageszeit anpassen konnten. Eigentlich mussten also nur die bereits vorhandenen Funktionen logisch kombiniert werden. Die Fackeln der Galionsfigur stellten sich dabei am spannendsten heraus, weil die Flammen bei Tagesanbruch nicht einfach verschwinden, sondern langsam immer kleiner werden sollten. Wir hatten nach den ersten Emissionszuordnungen auch keinen zusätzlichen Platz für Masken, also musste ich Vertex-Farben nutzen, um das Leuchten der Fackelspitzen nachts zu intensivieren. Ich habe viel Zeit damit verbracht, die herrlichen Konzeptzeichnungen zu bestaunen, um den Look so gut wie möglich nachzubilden.“

Punk-Optik? Abgehakt! Im Dunkeln leuchtende Elemente? Abgehakt! Jetzt fehlten uns nur noch die endgültigen Namen und Beschreibungen. Wie Esther bereits angemerkt hat, trugen die ursprünglichen Konzeptzeichnungen „Die Inselspringer“ als vorläufigen Namen, weil das Set dem gleichnamigen Fisch so ähnelte. Es erschien uns also logisch, diesen Teil auch im endgültigen Namen zu verwenden.

Bei den Beschreibungen wollten wir die Gang aber nicht als zu bedrohlich darstellen. Mit ihrer Vorliebe für Stacheln und Leuchtfarbe und ihrer klapprigen Ausrüstung wirkten sie eher wie Straßen-Punks als ein gefährliches Kartell abgebrühter Ganoven. Wir entschieden uns also dazu, ihre minderwertigen Waffen und ihr morsches Schiff, die ihren ganz eigenen Charme versprühen, in den Vordergrund zu rücken – und natürlich ihr Verlangen, besonders ernst genommen zu werden. Mit der Entscheidung für den Namen „Inselspringer-Banditen“ erweckte das Set auch Erinnerungen an typische Antihelden der Filmgeschichte, zum Beispiel Banden, die durch den Wilden Westen streiften. Wir können uns lebhaft vorstellen, wie diese Strolche vehement zustimmend im Einklang nickten, als der Name vorgeschlagen wurde.

ANKLANG

Aus dem Feedback der Spieler zu den Inselspringer-Banditen-Gegenständen geht hervor, dass das ungewöhnliche Design definitiv seine Fans gefunden hat. Viele Piraten haben sich von der anarchischen Stimmung, die dieses Set versprüht, regelrecht mitreißen lassen und Emmett vom Tech Art-Team freut sich über die Reaktionen auf das fluoreszierende Design:

„Ich bin froh, dass die Leuchtfarbe bei so vielen Leute so gut ankommt und dass sie die kosmetischen Gegenstände genau so toll finden wie ich!“

Aus redaktioneller Sicht herrscht jedes Mal eine gewisse Anspannung, wenn neue Gegenstände auf dem Piratenbasar landen, weil wir uns nie sicher sein können, ob die Spieler gewisse Witzeleien oder Verweise entdecken oder verstehen. Wir freuen uns immer tierisch, wenn jemand auf Discord oder Twitter einen Witz entdeckt, den wir vorsichtig verpackt eingebaut haben, oder etwas im „Wissenswertes“-Teil der Sea of Thieves-Wiki eingetragen wird. Das ist wie ein Ehrenabzeichen.

In der Zwischenzeit war Producer Louise zufrieden damit, dass die Piraten ihrer Wut mit dem dazu passenden Rock-'n'-Roll-Emote Ausdruck verliehen:

„Die Community hat wunderbar auf dieses Set reagiert und ich habe schon jede Menge Videos mit dem Banjo-Schlag-Emote gesehen. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir das richtige Spiel-Emote für das Set gefunden hatten – viele unserer anfänglichen Ideen konnten wir einfach technisch nicht umsetzen. Art Director Ryan hat, glaube ich, letztendlich das passende Emote gefunden, als er vorschlug, einfach wie am Ende eines Punk-Konzerts in die Banjo-Saiten zu hauen, als würde man alles kurz und klein schlagen wollen!“

Können wir in der Zukunft weitere Sets mit Fischmotiven erwarten? Wird es womöglich eine andere Piratenbande, die sich optisch an den Tümplern orientiert, mit unseren stacheligen Inselspringer-Tunichtguten aufnehmen? Louise sagt, ihr solltet den Piratenbasar im Blick behalten:

„Ich finde es echt cool, dass ich bei der Entwicklung neuer Technologien und visueller Effekte mit an Bord sein kann. Wir denken bereits jetzt über zukünftige Sets nach, die in diese Kerbe schlagen. Es gibt allerhand unterschiedliche Fische, die wir als Grundlage verwenden können. Es ist eine spannende Sache, etwas, das die Spieler von ihren Reisen auf dem Meer bereits kennen, in etwas vollkommen anderes zu verwandeln.“

Und damit endet unser heutiger Ausflug ins Hinterzimmer des Piratenbasars, mit dem wir euch einen Einblick in die Entstehungsgeschichte dieses rowdyhaften Sets gewährt haben – wir bedanken uns bei allen, die sich heute Zeit genommen haben, uns von ihrer Arbeit an den Inselspringer-Banditen-Gegenständen zu erzählen. Ihr könnt euch auch jetzt noch eure Lieblingsstücke vom Set im Piratenbasar holen. Bleibt am Ball, damit ihr auch über zukünftige Monatslieferungen im Bilde bleibt.

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